Ein Museum für das „Bauchwehkraut“

Eine Rarität in der vielfältigen Museumslandschaft in Deutschland findet man in Eichenau, einer 12.000-Einwohner-Gemeinde 25 km westlich von München: Das weltweit einzige Pfefferminzmuseum. Es spricht alle fünf Sinne an: Sehen, Hören, Spüren und sogar Schmecken und Riechen.

Die Besucher können sich anhand von Fotos, Texten, anfassbaren Maschinen und Werkzeugen sowie in Vitrinen ausgestellten Dokumenten einen Eindruck von Anbau, Pflege, Ernte, Trocknung und Verwendung der Pfefferminze machen, die der Volksmund „Bauchwehkraut“ nannte und die bis 1980 in Eichenau auf einer Fläche von mehr als 420 000 Quadratmetern angebaut wurde. Und zwar in einer oft prämiierten Spitzenqualität, die den Anforderungen des Deutschen Arzneimittelbuches entsprach und bei der pharmazeutischen Industrie und Apotheken und Drogerien weit über Bayerns Grenzen hinaus sehr begehrt war.

Im Museum sind auch viele Produkte ausgestellt, die Pfefferminze erhalten. Es wurde von einer privaten Initiative realisiert mit dem Ziel, die Geschichte des früheren Pfefferminzanbaus in Eichenau und seine große Bedeutung für den Ort und dessen wirtschaftliche Entwicklung der Nachwelt zu vermitteln.

Und die Heilpflanze wird für den Besucher sogar erlebbar: Er bekommt Tee aus original Eichenauer Minze zum Probieren und kann getrocknete Blätter der Heilpflanze reiben, riechen und sich auch auf diese Weise von ihrem hohen Gehalt an ätherischen Ölen überzeugen. Dies ist nur möglich, weil ein Förderverein eigens für das kleine Museum die „mentha piperita Mitcham“ noch auf etwa 500 Quadratmetern Fläche anbaut. Diese Eichenauer Minze ist eine von mehr als 200 Minzarten.

Ein Multimedia-Terminal im Museum ermöglicht mit Touch-Screen einen problemlosen Zugang zu vom Museumsverein selbst realisierten Filmen über den Pfefferminzanbau sowie zu Beiträgen in TV, Hörfunk und Printmedien über das Museum. Die jungen Besucher begeistern sich am „Teebauern-Spiel“, bei dem man am Terminal zeigen kann, was man im Museum gelernt hat.

Bilder: © Pfefferminzmuseum Eichenau