Kinderbuch-Rezension

Von Christine Schniedermann

Im Garten der kleinen Paula taucht plötzlich ein Löwe auf. Eigentlich wollte er in der Stadt einen Hut kaufen, aber das mochten offensichtlich ein paar Leute nicht. Da auch Paula ahnt, dass ihre Mutter wenig begeistert über einen Löwen-Freund wäre, versucht sie, ihn zu verstecken. Mal liegt er hinter dem Vorhang in der Badewanne, mal hinter dem Sofa oder auf einem Ast im Garten. Aber es kommt, wie es kommen muss: der Löwe wird entdeckt und reißt aus. Er wird gejagt bis etwas passiert, das den Löwen zum Held der Stadt macht und Paula in ihrer Ansicht bestärkt: „Ich hab’s euch doch gesagt, er ist ein netter Löwe.“

„Wie versteckt man einen Löwen?“ von Helen Stephens ist ein liebevoll und witzig gezeichnetes Bilderbuch über eine besondere Freundschaft, geschrieben aus einer wundervoll kindlichen Perspektive.

Ebenso um eine besondere Freundschaft zu einem Löwen geht es in dem Kinderbuch-Klassiker „Der Glückliche Löwe“ von Louise Fatio und Roger Duvoisin, das bereits 1954 erstmals in den USA erschienen ist und 1956 mit dem ersten Deutschen Literaturpreis ausgezeichnet wurde. Der Glückliche Löwe lebt in einem Zoo und wird täglich von dem Jungen Franz, dem Lehrer Dupont und Madame Pinson besucht. Eines Tages vergisst der Wärter die Käfigtür zu schließen und so macht sich der Löwe auf den Weg in die Stadt, um seine Freunde zu besuchen. Doch die Menschen reagieren nicht, wie der Löwe angenommen hatte, sondern erschrecken sich, weichen aus und rufen gar die Feuerwehr. Doch es sind nicht die zahlreichen Feuerwehrleute, die den starken Löwen mit Wasserschläuchen einfangen, sondern Franz begleitet seinen Freund einfach zurück in den Zoo.

Beide Löwen-Geschichten zeigen, dass auch ungleiche Freundschaften funktionieren können, dass vermeintlich Stärkere auch auf Hilfe angewiesen sind und dass nicht immer alles so bedrohlich sein muss, wie es scheint.

Übrigens, in „Wie versteckt man einen Löwen?“ liest die kleine Paula „ihrem“ Löwen eine Geschichte von einem glücklichen Löwen und einem Jungen vor…

Christine Schniedermann ist Mutter, freie Journalistin und Autorin

www.muensterlandroman.de